Im Kampf gegen den Speiseröhrenkrebs arbeiten Gastroenterologie,
Onkologie, Radiologie, Strahlentherapie und Viszeralchirurgie im engen Schulterschluss zusammen.
Je nach Bedarf vermitteln die Netzwerkhäuser in die verschiedenen Fachdisziplinen.
Üblicherweise wird Speiseröhrenkrebs in der Gastroenterologie durch eine Endoskopie mit Probengewinnung diagnostiziert. Weiterhin helfen bildgebende Verfahren, Ausmaß und Schwere des Tumors zu beurteilen. Gerade mit Blick auf die späteren Therapiemethoden ist gleich hier die Einbeziehung eines Expertenkonzils von größter Wichtigkeit. Das sogenannte Tumorboard ist ein entscheidender Qualitätsfaktor onkologischer Krebszentren und der Schüssel für eine kompetente Entscheidungsfindung hinsichtlich der Behandlung- und Therapieplanung.
In den Tumorkonferenzen stellt einer der behandelnden Mediziner die aktuelle Situation des Patienten vor, erläutert die Krankengeschichte und fasst die bisherigen Befunde zusammen. Der Radiologe erklärt die Bilder der Computertomografie (CT), Kernspintomografie (MRT) oder Positronenemissionstomographie (PET). Der Pathologe steuert wichtige Informationen zu den molekularen Eigenschaften des Tumors bei. Der onkologisch erfahrene Chirurg hilft bei der Beurteilung, ob eine Operation sicher durchführbar und im onkologischen Gesamtkonzept sinnvoll ist. Die Einsatzmöglichkeiten moderner Strahlentherapie werden vom Radioonkologen eingeschätzt, und der internistische Onkologe bringt sein Spezialwissen zur Chemotherapie, Immuntherapie und molekular zielgerichteten Therapie ein.
So entsteht ein multimodaler Behandlungsplan, der den größtmöglichen Therapie-Erfolg gewährleistet.
Häufig ist weder die eine noch die andere Therapiemethode das alleinige Mittel der Wahl, sondern eine Kombination aus Strahlen- und/oder Chemotherapie, die der Operation vorangestellt oder diese begleitend zum Einsatz kommen. In den meisten Fällen kann die Systemtherapie (Chemo & Bestrahlung) heimatnah erfolgen, während die Operation in einem ausgewiesenen und darauf spezialisierten Zentrum erfolgt. Operationen bei Speiseröhrenkrebs sind komplexe Eingriffe, die neben einer hohen operativen Expertise eine erfahrene Intensivstation und die Einbeziehung diverser Fachbereiche benötigen. Speiseröhrenentfernungen dürfen in Deutschland nur an ausgewiesenen Kliniken erbracht werden. Aus diesem Grund erfolgt dieser Behandlungsschritt im Netzwerk zentral an einer hierfür zugelassenen Stelle. Auch nach der OP ist es wichtig, dass Sie rund um die Uhr von einem Team versorgt werden, das besonders geschult ist und weiß, wie es auf besondere Situationen nach der Operation reagieren muss. Ist die operative Therapie beendet, erfolgt die weitere Therapie bzw. Nachsorge wieder heimatnah in enger Absprache der beteiligten Ärzte. Bei Auffälligkeiten im Langzeitverlauf steht Ihnen das Netzwerk auch weiterhin Hand in Hand zur Verfügung.
Die operative Entfernung des Speiseröhrenkrebses ist die Therapie, die am häufigsten eine Heilung herbeiführen kann. Im Speiseröhrenkrebs Netzwerk West werden die Operationen im Helios Klinikum Krefeld durchgeführt, das zu den wenigen Einrichtungen in Deutschland gehört, die diesen Eingriff durchführen dürfen. Das Zentrum zeichnet sich nicht nur durch hohe Fallzahlen und eine außergewöhnliche Kompetenz aus, sondern auch durch den Einsatz hochmoderner Medizin-Technik wie dem Da Vinci-Roboter. Der Chefarzt der Viszeralchirurgie, Priv.Doz. Dr. Christoph Wullstein, arbeitete bereits vor 20 Jahren mit einer frühen Version des Systems und führte auch die erste Da-Vinci-gestützte Darmresektion in Deutschland durch. Die minimalinvasive roboterassistierte Chirurgie ist prädestiniert für Eingriffe, bei denen es auf hohe Genauigkeit ankommt. Gerade Krebspatienten, deren Organismus ohnehin schon sehr geschwächt ist, profitieren von den millimetergenauen Schnitten. Größere Präzision bedeutet kleinere Wunden, ein geringeres Entzündungsrisiko, geringere Belastung und schnellere Erholung.
Die hohen Qualitätsstandards bei der Operation von Speiseröhrenkrebs im Netzwerk sind in Kombination mit den weiteren Therapiebausteinen ein Garant für die größtmöglichen Heilungschancen.
Nach erfolgreicher Behandlung werden auch Nachsorge und Rehabilitation mit großer Gewissenhaftigkeit durchgeführt. Was bei dieser Nachsorge in welchen Intervallen gewährleistet werden muss, wird individuell bestimmt und ist daran gekoppelt, welche Therapieform zuvor gewählt wurde. Sind Veränderungen an der Speiseröhre festzustellen? Sind Körperfunktionen nach einer Strahlentherapie möglicherweise beeinträchtigt? Leidet der Patient unter Beschwerden oder hat er Probleme mit der Nahrungsaufnahme? Die psychische Belastung ist nach einer kräftezehrenden Krebstherapie ebenfalls nicht zu unterschätzen:
Auch hierfür gibt es Ansprechpartner im Netzwerk, die situationsgerecht und zumeist heimatnah Hilfe anbieten.
Wenn eine Tumorentfernung oder -rückbildung aufgrund des fortgeschrittenen Stadiums der Erkrankung nicht mehr möglich ist, gibt es in der modernen Palliativmedizin dennoch Wege, die Lebensqualität zu erhalten und das weitere Wachstum des Karzinoms aufzuhalten oder zu bremsen. In der palliativmedizinischen Betreuung, die Onkologie, Radiologie und Gastroenterologie in enger Abstimmung verantworten, geht es wesentlich darum, Schmerzen zu lindern und Probleme beim Essen, Trinken und Schlucken so weit wie möglich zu reduzieren.
Die typischen, klaren Symptome für Speiseröhrenkrebs – Schluckbeschwerden, Druckgefühle in der Brust und im oberen Rücken, Heiserkeit – treten erst in fortgeschrittenem Stadium des Ösophaguskarzinoms auf. Aber es gibt klare Risikofaktoren: Alkoholkonsum, Rauchen, eine Refluxerkrankung oder Übergewicht. Auch eine Funktionsstörung der Speiseröhre (sog. Achalasie), bestehende Tumorerkrankungen an Hals und Kopf oder zurückliegende Strahlenbehandlungen können das Krebsrisiko erhöhen. Menschen, die zu dieser Risikogruppe gehören, sollten frühzeitig mit ihrem Arzt sprechen und sich über die Möglichkeiten der Vorsorge informieren.